Mit der Staffelei durch den Harz -
"Adrian Ludwig Richter"

"Adrian Ludwig Richter wurde am 28. 9. 1803 in Dresden geboren. Unter dem Motto - der Apfel fällt nicht weit vom Stamm - ging er nach der Schulzeit bei seinem Vater in die Lehre. Sein Vater, Carl August Richter, war Zeichner und Kupferstecher. Nebenher studiert er dann noch an der Kunstakademie in Dresden. In den beiden Jahren 1821 und 1822 begleitete "Ludwig Richter" den russischen Fürsten Narischkin auf seiner Reise durch Frankreich. Die Bilder dieser Reise bekam die Zarin. Anschließen blieb er kurzzeitig in Dresden und ging dann für drei Jahre (1823-26) nach Italien. Zurück in Deutschland lehrte "Ludwig Richter" an der Staatlichen Zeichenschule in Meißen. Außerdem wurde er Nachfolger seines Vaters als Lehrkraft an der Kunstakademie in Dresden.
"Adrian Ludwig Richter war ein Künstler in der Zeit der"Romantik" und des"Biedermeier".
Der Verleger "Georg Wigand" aus Leipzig brachte eine Bücherserie "Das malerische und romantische Deutschland" heraus. Für die Bücher "Franken", "Riesengebirge" und "Harz" schuf "Ludwig Richter" die Bilder. Allein über den Harz waren es 30 Bilder für die englische Stahlstecher die Druckplatten her stellten.
Nun sind ja künstlerische Arbeiten, sei es ein Buch oder ein Bild", vom Wahrheitsgehalt her immer mit "Vorsicht zu genießen". Das nennt man höflicherweise "künstlerische Freiheit". So geht es uns eben auch mit den Bildern des "Biedermeier" und der "Romantik". In diesem Fall mit denen von "Ludwig Richter".
Die Bilder bedürfen keiner großen Erklärungen, anders als bei modernen, hoch dotierten "Künstlern". Aber weil es damals "Mode" war sind manche Details überhöht dargestellt oder es wurde "Schönfärberei" betrieben, also eine "Idylle" dargestellt. Außerdem sind seit der Entstehung der Bilder fast 200 Jahre vergangen und der Mensch hat viel zur Landschaftsveränderung beigetragen.
Die Wanderung von "Ludwig Richter" durch den Harz begann im Spätsommer 1836 in Ballenstedt. Leider gibt es im Buchhandel die Bücher vom Verlag "G. Wigand" nicht. Ich kann also die Reiseroute von "Ludwig Richter" durch den Harz nicht nachzeichnen. An Hand von Ausschnitten dieser Stiche und dem modernen Bild kann man sich einen Eindruck davon verschaffen, was "Ludwig Richter" mit seinen Künstleraugen gesehen hat und wie es heute in der entsprechenden Gegend aussieht.
Zu der Zeit, als "Ludwig Richter" das Schloss in Ballenstedt malte, war der Park noch nicht vom Gartenarchitekten "Peter Joseph Lenne" umge-
staltet worden. Nur der Schlossteich (im Bild) und der Glockenteich existier-
ten schon.
"Ludwig Richter" hat auch die "Teufelsmauer" bei "Weddersleben" besucht.
Am Ausgang des "Behretals" liegt der Ort "Ilfeld". Er hatte seinerzeit auch noch nicht die Ausdehnung wie heute. Am Standort des heutigen Bildes steht ein Gedenkstein, der an "Ludwig Richter" erinnert.
Ein weiteres Motiv, das "Ludwig Richter" im Bild festgehalten hat und das in seiner ganzen Schönheit heute nicht mehr erhalten ist, nennt sich "Sachsenstein". Das Karstmassiv finden Sie in der Nähe von Bad Sachsa. Auf seinem Plateau hatte "Kaiser Heinrich IV." eine seiner Reichsburgen. Leider wurde der schöne weiße Felsen beim Bau der Südharzeisenbahn durch trennt.
Die Ruine "Scharzfeld", am Harzrand oberhalb der gleichnamigen Gemeinde gelegen, ist ein lohnendes Ausflugsziel. Die Festung wurde 1761 von den Franzosen geschleift. Die Ruine ist gefahrlos begehbar und bietet von ihrer höchsten Stelle eine sehr schöne Aus-
sicht. Eine Gaststätte gibt es dort oben ebenfalls.
Eine Stadt, die fast vollständig aus Fachwerkhäuser besteht, ist "Stolberg". Die Häuser sind alle hergerichtet und ein Rundgang durch den Ort kann man nur empfehlen. Das Schloss stand lange leer,aber jetzt ist der erste Abschnitt wieder saniert worden und kann besichtigt werden. Eine Tochter des "Grafen Botho III. zu Stolberg" und seiner Frau "Anna von Eppstein-Königstein", "Juliana", ist die Ahnfrau des niederländischen Königs-
hauses "Oranien". Ihr ältester Sohn, "Wilhelm von Oranien" ging als Befreier der Nieder-
lande in die Geschichte ein. Thomas Müntzer sein Geburtshaus ist durch einen Brand zerstört worden, aber am selben Ort steht wieder ein anderes Haus mit einer Hinweis-
tafel.
Zugegeben, der "Regenstein" bietet von allen Seiten einen malerischen Anblick. Ohne die heutige Bewaldung würde er noch imposanter aussehen. Von der Ruine hat man herrliche Aussichten auf den Harz und in das Harzvorland.
Das "Bodetal", eine der vielen landschaftlichen Attraktionen des Harzes, muss man ein-
fach mal durch wandert haben. Auch wenn der Weg manchmal etwas holprig ist, so ist das Tal doch gefahrlos begehbar. Das das nicht immer so war zeigt uns "Ludwig Richter" in seinem Bild von der "Jungfernbrücke". Heute ist diese Brücke am Gasthaus "Königs-
ruh" gemauert. Sie kommen über diese Brücke nach vorn zum "Waldkater" oder hinauf zum Tierpark auf der "Hexe".
Ein kleine, hübsche Burg ist der "Falkenstein" bei "Meisdorf". Man ahnt nicht, dass sie eine große geschichtliche Bedeutung hat. Hier oben, über dem "Selketal" wurde zwischen 1220 und 1230 der "Sachsenspiegel" geschrieben. Das erste deutsche Geset-
zeswerk.
"Eike von Repgow"hat dieses Werk vollbracht. Der Gedenkstein, im Vorder-
grund, wurde ihm zu Ehren errichtet.
Gelegendlich werden die Arbeiten "Ludwig Richters" in einem Museum gezeigt. Die sollten sie sich ansehen und bei den Motiven der anderen Gegenden selber auf die Suche nach dem Blickwinkel von "Ludwig Richter" gehen. Das ist ein interessanter Zeitvertreib bei dem man den Harz besser kennenlernen kann.